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26.08.2015
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Gefahr durch Weltraumschrott: Deutsche Forscher planen gezielte Überwachung ab 2018Andreas von Rétyi
Um unsere Erde herum kreisen Abertausende kleinerer und auch größerer Trümmerteile. Es sind nicht etwa Reste von Asteroiden und anderer Himmelskörper, sondern ausgebrannte Raketenstufen oder zerstörte Satelliten. Was sich hier über die wenigen Jahrzehnte angesammelt hat, wird heute zur ernsten Gefahr für die Raumfahrt. Unlängst bekräftigte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) die Pläne für ein Überwachungssystem.
Wer abends auch nur eine kurze Weile zum sternklaren Himmel blickt, wird einige Aktivität dort feststellen. Erst vor wenigen Tagen huschten zahlreiche Sternschnuppen über das dunkle Firmament, doch vor allem auch von Menschen gemachte Flugkörper beherrschen mittlerweile das nächtliche Szenario »dort oben«. Flugzeuge verfolgen blinkend ihren Kurs, vielfach sind es aber auch künstliche Erdsatelliten, die in unterschiedlichen Erddistanzen unablässig unterwegs sind.
Am auffallendsten in diesem kosmischen Kreisverkehr: die Internationale Weltraumstation ISS. Schon mit bloßem Auge ist sie leicht erkennbar und von Flugzeugen gut zu unterscheiden. Sie ähnelt einem sehr hellen Stern oder Planeten mit ruhigem Licht, da blinkt und flackert nichts, während sie stets im Westen auftaucht und mit recht hoher Geschwindigkeit nach Osten zieht, knapp 400 Kilometer über unseren Köpfen. Mit ihren 28 000 Stundenkilometern schafft sie eine Erdumrundung schnell. Statt in 80 Tagen in lediglich 90 Minuten, seinerzeit auch für Jules Verne undenkbar. Von Horizont zu Horizont dauert die Reise keine fünf Minuten.
Andere Objekte im Erdorbit sind längst nicht so gut erkennbar wie die ISS, trotzdem zeigen sich schon in kurzer Zeit zahlreiche Erdsatelliten. Ab und an blitzen auch die Iridium-Satelliten hell auf. Das lässt sich vorausberechnen und geschieht, wenn die großen Übertragungspanele das grelle Sonnenlicht für wenige Momente auf einen bestimmten Ort am Erdboden reflektieren. Die schiere Menge an künstlichen Orbitalkörpern wird erst mit optischer Verstärkung deutlich.
Oft sind es ganz schwache Lichtpunkte, die je nach Vergrößerung und Entfernung unterschiedlich durchs Bildfeld rasen. Fast ständig und in allen Richtungen tauchen diese Objekte auf. Sie ziehen dünne Linien durch lang belichtete Aufnahmen und demonstrieren jedes Mal aufs Neue, wie übervölkert der erdnahe Raum ist – mit funktionstüchtigen Satelliten, aber auch mit unbrauchbarem Gerät: Raketenteilen, Trümmern von Satelliten, Weltraummüll. Dort oben kreist mittlerweile ein riesenhafter Schrottplatz um die Welt.
Wo die Menschen hinkommen, hinterlassen sie eben Müll. Sinnvolle Schätzungen gehen von nun immerhin 20 000 Objekten mit einer Größe von mindestens zehn Zentimetern aus. Kleinere »Splitter« sind noch viel häufiger. Bis hinab zu einem Zentimeter besiedeln wohl rund 700 000 Fragmente den Orbit. Wer sich diese Materialansammlung als im All ruhend vorstellt, verkennt die wahre Situation. Tatsächlich rast dieser Schrottplatz im Schnitt so schnell wie die ISS um unseren Planeten herum, der Trümmergürtel rotiert mit durchschnittlich rund 25 000 Kilometern pro Stunde um unsere Welt!
Erst wenn man weiß, dass eine Gewehrkugel bis zu 4000 Kilometer in der Stunde erreicht, wird so richtig klar, wie hoch das Tempo der Trümmerteile dort oben wirklich ist. Situationsbedingt kann die Zerstörungsgewalt enorm werden. So sind auch aktive Satelliten gefährdet. Im Februar 2009 stieß ein »toter« Satellit mit einem Kommunikationssatelliten zusammen, die ISS muss jedes Jahr etwa vier bis fünfmal Ausweichmanöver durchführen, um solche Kollisionen zu vermeiden.
Durch gegenseitige Kollisionen größerer Bruchstücke entstehen noch mehr kleinere Geschosse. Der Weltraummüll vermehrt sich also mit der Zeit ganz von selbst, in einer Art Schneeballeffekt. Werden keine Gegenmaßnahmen ergriffen, wird die Situation dort oben schnell unkontrollierbar. Dadurch, so befürchten die Fachleute mittlerweile, könnte die Raumfahrt künftig verunmöglicht werden. Bestehende Satellitensysteme müssen zudem geschützt werden.
Heute ist unsere Gesellschaft von Erd- und Weltraumbeobachtung, von Satellitenkommunikation und -navigation vielfach abhängig. Die nun schon unverzichtbaren und kostspieligen Systeme können natürlich nur dann geschützt werden, wenn die entsprechenden Gefahrenquellen genau bekannt und eingedämmt werden. Die Zeit drängt, der Handlungsbedarf ist hoch, an sich wäre nötig gewesen, hier bereits viel früher einzuschreiten. Tatsächlich ist die Problematik schon lange bekannt, es gab auch frühere Ansätze und Erwägungen, unter anderem auch bei der ESA.
Einen wesentlichen Schritt will das Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) unternehmen und hat daher vor einiger Zeit das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR in Wachtberg, Regierungsbezirk Köln, damit beauftragt, ein Radarsystem zu entwickeln und zu bauen, um erdnahe Weltraumobjekte zu überwachen und zu verfolgen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert hierzu GESTRA – das German Experimental Space Surveillance and Tracking Radar, in etwas heimischerer Zunge also das »Experimentelle Deutsche Weltraumüberwachungs- und Verfolgungsradar«, salopp gesagt eine Art Radarfalle für Weltraummüll.
Die Förderung dieses Projekts wird mit einem Zeitrahmen von vier Jahren und einer Summe von 25 Millionen Euro beziffert. Stellvertretender FHR-Institutsleiter und Abteilungsleiter Dr. Andreas Brenner hebt hervor: »Um die Sicherheit der Satelliten zu gewährleisten, müssen wir wissen, was im Weltraum passiert.« Das neue System soll die unzähligen Bahnen von Satelliten und auch Trümmern in Höhen von 300 bis 3000 Kilometer überwachen und sämtliche Daten erfassen.
Am FHR hat man bereits Erfahrung im Bau solcher Anlagen. TIRA, das Tracking and Imaging Radar, spürt bereits einzelne Objekte im All auf und bildet sie mit hoher Auflösung ab. GESTRA soll hingegen eine größere Zahl von Objekten simultan beobachten können, wobei ihm die elektronisch schwenkbare Antenne sehr gelegen kommt. Sie besteht aus zahlreichen Einzelelementen und kann die von entsprechenden Objekten reflektierten Radarstrahlen innerhalb von Sekundenbruchteilen aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen zeitgleich empfangen. Damit ist sie laut FHR in der Lage, simultan ein großes Himmelsareal ins Visier zu nehmen. Dr. Brenner hält fest:
»Im Trackingmodus können wir einzelne Objekte gezielt verfolgen. Die Funktion der digitalen Keulenbildung ermöglicht es rechnergestützt, die Strahlenbündel – Experten bezeichnen diese als Keule – eng zu stellen und somit den Fokus gezielt auf ein einzelnes Objekt zu richten und dieses zu verfolgen. Das kann man mit dem Lichtkegel einer Taschenlampe vergleichen. Andererseits lässt sich die Keule weit aufziehen, sodass ein breiteres Areal beobachtet und auf diese Weise beispielsweise mehrere Trümmerteile verfolgt werden können.«
Die Anlage wird recht kompakt sein und lässt sich in einem mobilen Container unterbringen. In jedem Fall wird das von DLR und Luftwaffe gemeinsam geführte Weltraumlagezentrum in Uedem das GESTRA-System per Fernsteuerung betreiben. Ab 2018 sollen erste Messungen durchgeführt und die Daten dann verschiedenen deutschen Forschungseinrichtungen als Grundlage für die künftige Weltraumüberwachung zur Verfügung gestellt werden.
Es geht dabei insbesondere darum, vor Kollisionen zu warnen, aber auch Alarm zu schlagen, sobald ein Objekt in die Erdatmosphäre eintritt. Wie gesagt, das alles kann nur ein Anfang sein. Eine entsprechende Überwachung sollte letztlich weltweit koordiniert sein und im nächsten Schritt eben auch aktive Gegenmaßnahmen einleiten können. Die USA und Russland betreiben jeweils Anlagen zur Überwachung des erdnahen Orbits, um die künstlichen Weltraumobjekte zu katalogisieren.
Das Space Surveillance Network (SSN) der USA konstituiert sich aus 17 Radaranlagen sowie acht Teleskopen, ergänzt durch ein Orbitalteleskop und somit paradoxerweise wieder durch künftigen Weltraumschrott. Das SSN hält gegenwärtig rund 13 000 Weltraumkörper im Visier, wobei nur zu knapp 9000 Objekten öffentliche Informationen vorliegen. Ähnlichen Zwecken dient in Russland das SKKP, in Frankreich das GRAVES-System. Die ESA bemüht sich ihrerseits um den Aufbau des europäischen Systems.
Einige Kreise sehen in der Diskussion zum Thema Weltraumschrott allerdings nichts weniger als eine jener typischen, tatsächlich sattsam bekannten Deckgeschichten, mit denen die wahren Aufgabenstellungen vertuscht werden.
Das Combined Air Operations Center (CAOC) als taktischer Gefechtsstand der NATO in Uedem solle mittels GESTRA tatsächlich vielmehr gegen UFOs eingesetzt werden, wobei die Bezeichnung »Weltraumschrott« faktisch nichts anderes als ein Code für unidentifizierte fliegende Objekte sei. Anspruch und Diskussion grundsätzlich in allen Ehren, doch wäre eine so eindeutige Zuordnung dann schon etwas zu kurz gegriffen.
Um die traurige Tatsache des in großen Mengen vorhandenen Weltraumschrotts kommt man jedenfalls nicht herum. Das durchaus bestehende kosmische Schrottproblem darf allerdings wirklich nicht zum Vorwand für militärische Initiativen und Aktivitäten im All werden, die faktisch völlig anderen Zwecken als dem Schutz und der Überwachung der Satelliten dienen. Leider besteht auch diese Gefahr.
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Bildnachweis: NASA, Fraunhofer FHR
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Leser-Kommentare (7) zu diesem Artikel
26.08.2015 | 09:25
Schön und gut
Verflixt, wie kommen wir aus diesem Matrix bloß raus? Ich zwicke und zwicke und Wache immer noch nicht auf, bin immer noch in diese Realität. Unglaublich!! David Icke schreibt auch, wir leben in ein Illusion. Es ist absolut nicht zu begreifen und schon gar nicht zu glauben aber ich bin offen für fast alles daher wahrscheinlich auch nicht ganz dicht.

)
26.08.2015 | 09:05
Carlitos
Satellites, to make us believe there is a universe out there and that we live on a spinning ball, created by accident, a nothing in the emptiness of space. To make us believe that there is no creator, no god, that we are just a piece of dirt, biological robots, lonely and reduced to our self and the only thing that really matters is me, me, me.
26.08.2015 | 08:35
Bärbel Müller
@Schön und gut: es ist schwer vorstellbar, nicht wahr. Ich habe mich da auch lange schwer getan. Ich hielt die Apollo-Flüge zwar für gefälscht, glaubte aber an die ISS, weil die manchmal über uns fliegt und viele von ihr auch recht gute Fotos machen konnten. Mit dieser Weltall-Technik hängen sehr viele Existenzen zusammen, sowohl in Europa als auch in den USA und die Astronauten werden stets sehr sorgfältig ausgesucht und sie sehen schon bei den Jungle und Big Brother Shows auf...
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26.08.2015 | 08:28
Schön und gut
Aber @ Bärbel Müller wie erklärt sich das mit dem Astronauten die davon berichten wie es war?? Lügen die alle?? Wie werden die denn getäuscht nach Ihrer Meinung?? Mir fehlt zum Lügen Erfindung die Fantasie.
26.08.2015 | 08:14
Sebastian
Generell eignеt sich die Technik zum Einsаtz für gute wie schlеchte Zwеcke. Zum Beispiel verwеnde ich die Tеchnik, um monаtlich einige Tausendеr aus der Sportszеne auf mеin Bаnkkoпto umzuleiten, ganz lеgal bei minimаlstem Zеitaufwand:
http://www.turl.ca/fkjhxk26.08.2015 | 08:13
Bärbel Müller
@Zottel, das sind berechtigte Einwände. Solche Geschichten gehören zu der Show, die da abgezogen wird. Ohne sie könnte man die ganze Geldverschwendung nicht begründen. Wir können nur nach oben fliegen und das auch nur eingeschränkt. Irgendwann kommt alles runter und verbrennt weit oben, ohne jemals die Erde zu erreichen.
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