Kinderkrebs: Zellgifte und die Spätfolgen
16.07.2015
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Kinderkrebs: Zellgifte und die SpätfolgenAndreas von Rétyi
Wie sich doch die Ansichten ändern: Einer neuen schulmedizinischen Studie zufolge darf nun bei einem bestimmten, in der Kindheit auftretenden Krebstyp das Zellgift Doxorubicin »gefahrlos« weggelassen werden, das in späteren Jahren zu irreversiblen Herzschädigungen führen kann. Bislang galt dieses Medikament allerdings als »unverzichtbar«.
Chemotherapie löst nicht nur im Körper einen Krieg aus, sondern auch einen erbitterten Streit der Meinungen zu ihrer wahren Effektivität. Abseits dieser großen, aus verschiedenen Gründen unwürdigen Kontroverse zu einer grundsätzlich zwar alles vernichtenden Therapie, die den Krebs dennoch meist nicht besiegen kann, wird es doch besonders interessant, wenn sogar innerhalb des medizinischen Mainstream-Lagers plötzlich neue Ergebnisse vorgestellt werden, die belegen, dass ein bestimmtes Krebsmittel offenbar nichts anderes bewirkt als möglicherweise bedrohliche Spätfolgen.
Tatsächlich stellt eine britische Studie nun fest: Tritt bei Kindern ein Wilms-Tumor auf, kann das Chemotherapeutikum Doxorubicin vielfach getrost weggelassen werden, ohne den Behandlungserfolg zu gefährden. Abgesehen von den direkt während der Doxorubicin-Therapie auftretenden Nebenwirkungen besteht für die Kinder durch dieses Medikament ein erhöhtes Risiko, Herzprobleme zu entwickeln.
Allgemein führen konventionelle Krebsbehandlungen, und zwar sowohl Chemotherapie als auch die vielfach angewandte Bestrahlung der betroffenen Körperareale, noch nach Jahren und Jahrzehnten häufig zu zahlreichen Folgeerkrankungen, sogar auch zu neuerlichen Malignomen. Dabei stellen einige Mediziner zunehmend fest, dass in Deutschland eine systematische Erfassung von Langzeitdaten jener Patienten, die als geheilt und über viele Jahre hinweg als gesund eingestuft wurden, bedauerlicherweise fehlt.
Die mittlerweile Erwachsenen sind zwar längst in die Gesellschaft integriert, stehen aber aus medizinischer Perspektive meist ziemlich allein da, wenn es um die einstige Erkrankung und ihre Folgen geht. Der Organismus ist oft ruiniert, die inneren Kapazitäten sind weitgehend erschöpft, denn der einstige »Krieg«, der hier geführt wurde, hat rein äußerlich vielfach unsichtbare Spuren hinterlassen, die sich aber gerade in späteren Jahren deutlich bemerkbar machen können.
Sicher, die Schulmedizin verweist zuweilen darauf, dies sei eben der Preis, den ein junger Patient fürs Überleben zu zahlen habe, was schon reichlich makaber klingt. Akut gehe es zunächst einfach darum, den lebensgefährlichen Feind zu bekämpfen und tunlichst auszumerzen, um die Krise überhaupt zu bewältigen. Einige Mediziner erinnern an die wichtige jahrelange Nachsorge und sprechen die ehemaligen Krebspatienten gar als »tickende Bomben« an. Denn die Krankheit ist zwar längst vergessen oder verdrängt, doch der Organismus vergisst nicht, was einst geschah und muss oft am Limit arbeiten.
Nach Jahren bricht dann das nur mühsam erhaltene Gleichgewicht zusammen, was sich auf unterschiedlichste Weise zeigen kann. Nun verweisen Schulmediziner gerne auf die Erfolge der Chemotherapie, wenn es um bestimmte Krebsformen und insbesondere um Krebs bei Kindern geht, wo die Therapie häufiger anschlägt. Repräsentativ ist das allerdings kaum.
Die umfangreiche britische Untersuchung lässt nun wahrlich aufhorchen. Bei einer heute allgemein festgestellten, rund 90-prozentigen Heilungsquote des Wilms-Tumors hätten die Mediziner herausfinden wollen, welches Präparat auch gefahrlos aus der etablierten Kombinationstherapie genommen werden könnte, ohne die Heilungschancen zu verschlechtern. Ergebnis: Doxorubicin lässt sich vermeiden. Dies sei grundsätzlich bei allen der sehr jungen Patienten mit geringer Rückfallwahrscheinlichkeit machbar, so das Ergebnis. Lediglich bei einem Viertel der Kinder bestehe ein zu hohes Risiko bei Verzicht auf dieses Zellgift.
Der Wilms-Tumor, auch als Nephroblastom bekannt, gilt als der verbreitetste bösartige Nierentumor im Kindesalter und tritt meist bei Kindern zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr in Erscheinung, manchmal sogar auch bei Neugeborenen. Äußerlich fällt dabei zuerst die ungewöhnliche Vorwölbung des Bauches auf. Ursprünglich von embryonalen Geweberesten der Niere ausgehend, die normalerweise bis spätestens zur 36.Schwangerschaftswoche verschwinden, dehnt sich der Tumor zunächst in der Niere aus, infiltriert umliegende Lymphknoten und platzt möglicherweise sogar auf, um seine Zellen weit zu streuen. Über die Blutbahn werden andere Organe befallen. In drei bis fünf Prozent der Fälle tritt ein doppelseitiger Wilms-Tumor auf, wobei dann beide Nieren betroffen sind, aber eine Metastasierung nicht nachgewiesen werden kann. Mediziner deuten diesen Umstand als bereits in beiden Nieren angelegtes embryonales Tumorgewebe.
Die drei verschiedenen Gewebetypen dieses Tumors bedingen auch unterschiedliche onkologische Behandlungsformen. Je nach Stadium finden voneinander abweichende Chemo-Zyklen statt, dazu Operation und Bestrahlung – mit einer bei diesem besonderen Krebstypus insgesamt extrem günstigen Prognose. Bemerkenswert, dass gerade hier das Weglassen eines Zytostatikums die Heilungschancen bei einem Großteil aller Fälle nicht beeinflusst. Wie gesagt, Doxorubicin kann Spätschäden am Herzen verursachen. Dieser Arzneistoff wird als Antibiotikum aus Actinobakterien isoliert und zählt damit zu den Anthracyclinen, die als unverzichtbar eingestufte Medikamente bei der standardmäßigen Behandlung von Krebserkrankungen im Kindesalter eingesetzt werden.
So wurde und wird auch damit argumentiert, dass die Möglichkeit später auftretender Schädigungen keinesfalls eine Ablehnung der unbedingt notwendigen Intensivtherapie bedingen dürfe. Denn solche Folgen seien doch eher selten, die Chemotherapie aber sei für das Überleben des Kindes dringend erforderlich. Allerdings ließen sich potenzielle spätere Schäden nicht von der Hand weisen – Anthracycline können zu Herzmuskelversagen mit Ausweitung auf die Herzinnenräume führen; die Kombination mit einer Bestrahlung steigert dabei das Risiko von späteren Herzrhythmusstörungen oder gar von Herzversagen durch Schädigung der Herzkranzgefäße.
Natürlich spielen Gesamtdosis sowie Art der Medikamentengabe eine Rolle, wenn es um diese Gefahren geht. Und auch was eben jene Gesamtdosis angeht, mussten Mediziner ihre Grenzwerte nach unten revidieren, da entgegen früherer Annahmen auch relativ niedrige Gesamtdosen als schädigend für das Herz erkannt wurden.
Mittlerweile ist klar: Sichere Grenzwerte gibt es gar nicht, und die Gefahr von erst Jahre später auftretenden schweren Herzproblemen besteht damit in jedem Fall. Was für einen gewaltigen Unterschied – innerhalb einer bestehenden Chemotherapie und allein im Rahmen schulmedizinischer Methoden – macht da bereits Anwendung oder Weglassen jener einen Substanz Doxorubicin!
Die britische Studie greift auf 583 Wilms-Tumor-Fälle der Stadien II und III zurück, bei denen ein mittleres Rückfallrisiko bestand. Ausgewertet wurde der immerhin zehnjährige Zeitraum zwischen 2001 und 2011, wobei die Daten aus 26 europäischen Ländern stammten. Bei den nicht mit Doxorubicin behandelten Kindern seien zwar geringfügig mehr Rückfälle aufgetreten, doch habe jeweils eine erfolgreiche Wiederbehandlung stattgefunden, weshalb das Gesamtrisiko auch nicht beeinträchtigt worden sei.
Die leitende Autorin der Studie, Professor Kathy Pritchard-Jones vom Institute of Child Health am University College London, resümiert: »Dank dieser Untersuchungsergebnisse werden weniger Kinder von dieser betroffenen Krankheit eine Therapie erfahren, die lebenslange Nebenwirkungen auslöst, ohne dabei mehr genutzt zu haben.«
Und die Kinderonkologin Professor Pamela Kearns aus Birmingham bestätigt: »Das ist eine sehr wichtige Studie, die die klinische Praxis zu diesem Typ von Wilms-Tumor geändert hat. Rund neun von zehn Kindern mit dieser Erkrankung überleben durch die gegenwärtigen Behandlungsmethoden, also ist es schwierig, eine Reduzierung dieser Behandlung zu erwägen, aber entscheidend ist es doch, die Nebeneffekte zu verringern, wie sie später im Leben auftreten können.«
Professor Kearns fügt allerdings auch hinzu: »Während die Behandlung des Wilms-Tumors sehr erfolgreich ist, bleibt Krebs alles in allem der größte Kindermörder in Großbritannien, und damit ist unsere Arbeit weit davon entfernt, bereits getan zu sein.«
Obwohl kindliche Tumoren oft besser auf die »Standard-Therapie« ansprechen, wobei der Wilms-Tumor beinahe als williges Vorzeigeobjekt bezeichnet werden könnte, und obwohl der Standard nun einmal die etablierte Methode darstellt, erweist sich Krebs laut Kearns also nach wie vor als der größte Kindsmörder, und dies nicht nur auf den britischen Inseln. Auch diese Tatsache demonstriert doch die fatale Unzulänglichkeit eines Standards, der sich die Meriten überhaupt nicht verdient hat.
Der Standard wird mit allen Mitteln der Kunst weiter hochgehalten, dabei nicht zu vergessen zahlreiche geschönte Studienergebnisse. Schließlich geht es um ein Milliardengeschäft. Alternativen in der öffentlichen Darstellung als unwirksam zu verwerfen oder regelrecht zu verteufeln, Gegenstimmen zu bekämpfen und methodisch gegen sie vorzugehen, Publikationen zu unterdrücken, das alles hat sich als weitgehend effektiv herausgestellt, ebenso die Gewohnheit, sämtliche dank alternativer Therapien überlebenden Patienten einfach totzuschweigen.
Gerade von der Schulmedizin aufgegebene, vermeintlich hoffnungslose Fälle, die dann eine »wundersame« Heilung durch alternative Behandlungen erfuhren und durchaus als Langzeitüberlebende gelten dürfen, sollten eigentlich höchstes Interesse bei Krebsforschern wecken. Es ist ja wirklich nicht so, dass jene Patienten allesamt grundsätzlich und ursprünglich gegen die Schulmedizin eingestellt gewesen wären, ganz gewiss nicht. Viele haben sich dem Standard zunächst sogar wiederholt anvertraut, nur häufig blieb der erhoffte Erfolg dann eben aus.
Es würde sich von selbst verstehen, nach jenen wesentlichen, wie auch immer gearteten therapeutischen oder medizinischen Gemeinsamkeiten zu fahnden, jenen Faktoren, die jeweils über Leben und Tod entschieden haben, jenen Elementen, die alle Geheilten in sich und in ihrer Geschichte vereinen. Zugegeben, ein Großprojekt, aber mehr als überfällig und existenziell zwingend notwendig.
Doch nichts dergleichen geschieht. Wo bleiben nur all jene Forscher, wie sie sich sonst für die widersinnigsten und nebensächlichsten Dinge interessieren? Wo nur bleiben sie? Und warum wohl würden sich viele Onkologen gegen die täglich von ihnen praktizierte Standardtherapie entscheiden, wären sie selbst oder aber ihre Angehörigen betroffen?
Was die britische Studie betrifft, ist das natürlich eine ganz andere Ebene. Eine Ebene völlig innerhalb des etablierten Chemo-Kosmos. Und trotzdem: Es mag zwar lediglich ein winziger Schritt sein, nun plötzlich eines der (angeblich unverzichtbaren) Zellgifte bei der Behandlung des Wilms-Tumors in vielen Fällen wegzulassen, um schwere Spätfolgen ohne jeglichen Heilungsnachteil zu vermeiden. Doch für jene Kinder, für jene nicht nur vom Krebs, sondern auch von einer Chemotherapie betroffenen Kinder, wird es ohne Zweifel ein ganz wesentlicher, existenzieller Schritt für die spätere Zukunft sein.
Nur muss weit darüber hinaus das große Monopol endlich gebrochen werden, eine Forderung, die nicht umsonst auch von Alternativmedizinern gestellt wird. Und so leicht darüber hinweggehen lässt sich nicht, wenn der legendäre Forscher Linus Pauling, immerhin zweifacher Nobelpreisträger, einst feststellte: »Jeder sollte wissen, dass die Krebsforschung großteils auf Betrug basiert und dass die großen Krebsforschungsorganisationen in ihren Verpflichtungen von jenen Leuten abhängig sind, die sie finanzieren.«
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Leser-Kommentare (11) zu diesem Artikel
16.07.2015 | 10:03
Basil Geoffrey
Loup - ich glaube, Sie übersehen hier etwas (oder machen es sich zu einfach). Im Gegensatz zu den meisten anderen Wissenschaften haben die Entscheidungen von Medizinern eine direkte Auswirkung auf Menschen, es ist daher gar nicht so einfach, neue Ideen zu probieren und von der Lehrmeinung abzuweichen. Nehmen wir an, Sie seien ein Arzt und wollten eine neue Therapieform probieren (z.B. eine andere Kombination von Chemotherapeutika) - wenn alles gut geht, haben Sie Erfolg und...
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16.07.2015 | 09:25
Ben
@ Andre - Auf dieser Seite stirbt man lieber an Krebs, als sich von Dr. Rath behandeln zu lassen.
16.07.2015 | 09:17
Bärbel Müller
Basil, ist das alles, was Ihnen einfällt? Sie haben Recht, ich habe die Zahlen nicht überprüft und nur aus dem Gedächnis was hingeschrieben. Strenggenommen hat Österreich jedoch eine höhere Geburtenrate als Deutschland und damit eine Krebsrate bei den Kindern von etwa 0.23% gegenüber 0.29 in Deutschland. Aber sei´s drum. Es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Sie versuchen, sich mangels Argumente auf eine Nebensache festzuhaken, um vom eigentlichen Thema abzulenken. Ohne...
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16.07.2015 | 09:09
Loup
Basil G@ Genau deswegen kritisiere ich die wissenschaftliche Argumentation, die dogmatisch über alles drüberfährt.. Was sind das für wissenschaftliche Erkenntnisse, mit denen auf breiter Basis gearbeitet wird und die sich dann als fataler Irrtum herausstellen. Sie werden nämlich bis zum Gegenbeweis wie Dogmen gehandelt, an denen nicht gerüttelt werden darf. Egal, wieviele Opfer es zwischenzeitlich kostet. Die Wissenschaft sollte einmal etwas leiser treten und nicht so große Töne...
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16.07.2015 | 08:41
Basil Geoffrey
2000 Fälle bei 80 Millionen Einwohner und 180 Fälle bei 8 Millionen Einwohner sind ein "krasser Unterschied"? Vermutlich sind da die gleichen Verschwörer am Werk wie bei der Einführung des Sicherheitsgurtes und der Parabolscheinwerfer.
16.07.2015 | 08:23
Andre
Wess´ Brot ich ess´, dess´ Lied ich sing´...Wenn die Ärzte auch nur den geringsten Zweifel hätten an Ihrer Pharmamedizin, könnten sie ihre Bezahlte Arbeit nicht mehr ausüben. Deshalb wollen viele von den Erfolgen der Naturheilkunde gar nichts wissen oder sie trösten sich, dass in der Naturheilkunde viele schwarze Schafe sich tummeln und man deshalb am besten die Finger davon lasse. Ich bemerke immer einen starren Blick, wenn ich von Dr. Rath berichte, drer...
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